Mittwoch, 29. Februar 2012

Es ist die Zukunft - Welt ohne Computer

Kein Kasten unter dem Schreibtisch, kein monotones Brummen und keine Aufklapp-Kiste, die Man(n) oder Frau hin und hertragen kann. Kein Tablet, welches bei jedem Transportvorgang Gefahr läuft, einen Displayschaden zu riskieren. Eine Welt ohne Computer. Und sie wird kommen. Gewiss. Nein, es ist keine apokalyptische Vorstellung von mir gegen die Netzwelt, sondern bald vielleicht schon wirklich Realität für alle. Oder wenigstens für viele. Warum? Ich erkläre es gerne, in einem kleinem Technik-Spezial.

Einmal mit Ohne oder wie die Technik uns demnächst verändern wird.

Fast jeder hat einen PC, einen Laptop, ein Tablet, ein Netbook oder ein Smartphone. Einige haben gleich alles davon und manchmal auch gleich in mehreren Ausführungen. Idealerweise hat man alles von einer Firma, doch diesen 12.000€-Kernobst-Wunschtraum muss auch ich selbst noch einige Zeit weiterträumen. Soviel würde es kosten, würde ich jetzt alle Geräte hier gegen die des Herstellers aus Cupertino tauschen wollen.
Gut, wenn man aber alles hübsch synchronisieren kann und von jedem Punkt der Wohnung und der übrigen Lebenswelt vernetzt ist. Manche Wohnungen sehen aus wie die Technikabteilung einer großen Elektronikfachmarktkette und wenn ich selbst in mein Sammelsurium an Zubehör sehe, fallen mir mindestens 5 Scart- und auch gleich soviele HDMI-Kabel in die Hände. Reservetastaturen (könnte ja mal was kaputt gehen) oder Mäuse, Netzteile, Festplatten und meterweise Kabel der verschiedensten Sorten. Schöne Technikwelt für Freaks.

Doch schon sehr bald könnte es so sein, dass wir all das nicht mehr benötigen. Elektronikschrott und in wenigen Jahren absolut auf Halde. Millionen Tonnen wertvoller Rohstoffe im Recycling für eine Technikrevolution, die es so noch nie gegeben hat. Eine Welt ganz ohne Computer.

 Nun sollte man bei diesem Gedanken nicht gleich in Panik verfallen. Dafür sollte man eher den Faden weiterspinnen. Es wird trotzdem noch mit viel Technik einhergehen. Um die kommen wir nicht herum. Schließlich sind wir auch immer abhängiger davon. Doch langsam haben schlaue Entwickler einen Dreh erfunden, die neueste und modernste Technik so klein zu gestalten, dass es problemlos möglich ist, mit nur noch einem einzigem Gerät durch's Leben zu kommen.

And the winner is....
Tja. Es wird wohl das Smartphone werden.
Medien haben das Jahr 2012 als "Jahr des Smartphones" gekürt und nach den Jahren der Netbooks und Tablets wurde es mal Zeit, dass die Smartphone-Industrie zum Gegenschlag ausholt. Und er scheint gelungen.
Die Hersteller dieser mobilen Alleskönner preisen die aktuellsten Entwicklungen gerade in Barcelona auf dem Mobile World Congress an und ehrlich gesagt, was da auf dem Markt abgeht, bricht alle Vorstellungskraft.
Das die guten Smartphones schon Emoled-Displays besitzen ist bekannt. Auch dass 8Mpix-Kameras bei einer Neuanschaffung Satz sein sollten auch. Speicherkartenerweiterungsfähigkeit bis zu 64Gigabyte sind auch möglich. Natürlich sollte auch das Betriebssystem mit Apps (Zusatzprogrammen) erweiterbar sein. Diese dürfen gegebenenfalls auch mal was kosten. Soweit die Basic-Facts für alle, die nicht vollständig hinterm Mond leben wollen und nach moderner Technik ausschau halten.
Doch Barcelona zeigt auch gerade, wo die Reise hingeht. Smartphones mit etwas größeren Displays und mit Prozessoren, die langsam aber sicher jedem Netbook das Wasser reichen können. Teilweise bieten Hersteller demnächst Geräte mit Dual- bzw.Quad-Core-Prozessoren an. Die Arbeitsspeicher steigern sich proportional zur Prozessorleistung und auch bei den eingebauten Kameras bringt das Spitzenmodell derzeitig 41 interpolierte Megapixel auf das Papier bzw. auf das Display. Die Kamerapixel in der Höhe  werden zwar nicht Serienstandard, doch auch hier sind die Grenzen nun von 8MPix auf die nächsten Level offen.  Integrierte Beamer und intelligente Softwarefunktionen machen das Smartphone immer mehr wieder zum Mini-Computer.
Diesen gab es im Smartphonebereich schon einmal. Vor gut 10 Jahren waren Hersteller wie Palm und HP hier Vorreiter und schafften die Möglichkeit, Dokumente auf mobilen Geräten bearbeiten zu können. Die MDA-Geräte von T-Mobile dürften viele noch kennen.  

Wie sieht die Zukunft nun aus?
Das die Technik immer kleiner wird ist unbestritten. Die Technik verbindet sich aber auch immer mehr mit einer variablen Softwarelösung.  Beides zusammen wird die mobile Einheit der Zukunft und wir sparen jede Menge Technik, denn nur noch ein Gerät wird alle geforderten Aufgaben erfüllen können. Die Leistung der Smartphones wird ausreichend sein, um Videos, Officeanwendungen und Telefonie in einem Geräte darstellbar zu machen. Was wir nur noch brauchen ist eine Dockingstation an einem  Display und eine Tastatur. Die Software erkennt das Gerät in der Dockingstation und startet automatisch die Desktoplösung. Die nachfolgende Abbildung zeigt die derzeitig schon lauffähige Variante Ubuntu for Android.
Das freie und kostenlose Android-Betriebssystem ist als sekundärsoftware bereits jetzt auf fast jedem Android-Smartphone lauffähig. Das Bild zeigt aber auch, wo genau es enden wird. Fast schon mit historischen Qualitäten, wie ich finde.


Mit so einer Lösung brauchen wir nur noch Displays an den Punkten, an denen wir gerade arbeiten wollen. Ob im Büro, am Schreibtisch im Wohnzimmer oder in der Küche. Variable Größen für den eigenen Geschmack und davor noch eine Tastatur, welche sich mit dem Smartphone via Bluetooth verbindet. Die Dockingstationen dürften bei jedem Display-Gerät vielleicht schon inklusive sein und durch unsere immerwährende Versuchung einer Standardisierung von Dingen (man sieht's ja bei den Autos - die sehen von hinten für mich alle gleich aus), sollte die Implementierung der Station auch kein Problem darstellen.

Der Ablauf ist dann denkbar einfach. Ich gehe an den Platz, wo ein Display steht. Mache meine Arbeit dort und speichere alles wie gehabt. Das Smartphone - der Begriff Handy wirkt von nun an wohl eher beleidigend - wird aus der Station genommen und in die Tasche gesteckt. Will ich schnell im Wohnzimmer was erledigen setze ich mich dort an den Schreibtisch, welcher ebenfalls ein Display hat und docke das Handy wieder an und arbeite damit. Unterwegs bleiben alle funktionen erhalten, die das Smartphone schon jetzt auch hat. Bin ich bei einem Freund und will ihm eine tolle Anwendung zeigen, docke ich mein Handy in seine Station am Display und zeigs ihm einfach. Fertig, dann Handy wieder raus und er dockt seins wieder an. Quasi wie ein umherschleppen des PC's oder des Notebooks nur ohne  PC und Notebook. Cloudlösungen könnten ebenso die ganze Geschichte unterstützen.

Selbst für den Geschäftsbereich sind nunmehr sichere Möglichkeiten greifbar nahe. Viele Firmen haben permanent mit Einbrüchen durch Einzeller zu kämpfen und vermissen regelmäßig ihre Computer. Nun wären diese so klein, dass sich jeder Mitarbeiter "seinen" Computer morgens aus dem Safe geben lässt, ihn am Arbeitsplatz im Großraumbüro eindockt und abends wieder bei der Safeverwaltung abgibt. Einbruch zwecklos und die Displays mag auch keiner rumschleppen. Auf jeden Fall sicherer für die geschäftlichen Daten.

Schöne neue Welt. Wenn es das gäbe, würde ich jetzt schon auf "Gefällt mir" klicken. Doch eigentlich wünschte ich, noch gut 15 Jahre jünger zu sein um so viel wie möglich davon mitnehmen zu können. Aber soweit ist diese Zukunft auch nicht mehr entfernt. Es gibt, so wie das gephotoshoppte Bild zeigt, schon Möglichkeiten und Wege, es so zu realisieren. Es muss nur noch massentauglich gemacht werden.

Es wird kommen. Viel Spaß dabei.

//O.F.



Bild: Quelle Canonical / Ubuntu