Montag, 17. Oktober 2011

Neue Wege gehen um an das Ziel zu gelangen...

Es ist manchmal schon sehr traurig zu sehen, wenn ein Unternehmen dem Untergang geweiht ist. Noch trauriger ist es dann, wenn man ein paar Monate später sieht, dass die Firma wirklich untergeht. Gerade, wenn man dem Unternehmen Hilfe anbot und diese nicht angenommen wurde bekomme ich permanent das große Kopfschütteln. So, wie es auch am vergangenen Wochenende wieder zu lesen war.

Ich bewerte meine Projekte und Unternehmungen grundsätzlich nach dem Erfolg in Euro und Umsatzzahlen. Das habe ich noch nie gemacht und werde es wohl auch nie tun. Statt dessen bewerte ich meine Arbeit eher nach dem Spaß, den sie mir bereitet, denn viel zu viel mache ich freiwillig und das meiste dieser Arbeit sowieso gleich ganz kostenlos. Hier in der Region hat sowieso keiner Geld, die Leistung nach einem akzeptablen Normtarif wie in Berlin oder Baden-Württemberg zu bezahlen.
Motorrad und das drumherum macht mir beispielsweise viel Spaß, da ich selbst auch seit gut 20 Jahren auf zwei Rädern unterwegs bin. Zwischenzeitlich mal mit längeren Pausen doch seit einigen Jahren sogar ganzjährig. Ich liebe Herausforderungen und vor allem Fahrtwind.

Im Frühsommer diesen Jahres trat ich, natürlich unaufgefordert, an einen Motorradshop in Stralsund heran. Ich hatte eine Idee und eine Webdomain übrig, die aus einem anderen geplatztem Motorrad-Projekt stammte und dieser besagte Shop bereits (oder gar offensichtlich) mehr wirtschaftliche Probleme als ihm lieb war.

Ein Angebot, ein Konzept, Problemdiagnose und wer mich kennt, weiß auch, dass die Lösungswege bereits integriert sind. Kurz um: Alles, rund um SocialMedia, Onlineshop und Kundenkommunikation. Dazu zwei neue Vertriebswege aufgezeigt und eben auch Wege zu preiswertem Marketing.
Während des Gesprächs klang alles ersteinmal vielversprechen und die signalisierte Bereitschaft wurde von der Erwartungshaltung einer Riesenrechnung etwas eingedämmt. Zudem kamen ständig Fragen des "Wann sollen wir das noch machen?" und "Wie sollen wir das denn machen?" auf. Für das "Wie" gab es eine einfache Antwort. Schulung und lernen.

Für das "Wann" gab es eigentlich auch eine offensichtliche Antwort. "Während Sie hier dumm herumsitzen und auf Kunden warten."

Das leidige Problem: Man müsste was tun. Man müsste neue Wege gehen um Ziele (oder in vielen Fällen auch Kunden genannt) zu erreichen.  Nein, man wartet lieber im Lager, in der Werkstatt oder im Laden darauf, dass mal einer am Tag vorbei kommt. Meist versteckt im Büro und wenn einer kommt, fühlt man sich sichtlich von der Anwesenheit der Kundschaft gestört. (Passiert mir mindestens einmal am Tag. Aber irgendwo muss man ja leider einkaufen.) Mit etwas Glück kauft der sogar oder lässt was reparieren. Mit etwas Pech lässt er sich nur die Diagnose geben und repariert es selbst.

Das Resultat bleibt ein Räumungsverkauf wegen Geschäftsaufgabe. Ein Geschäftsverkauf ist, gerade in dieser Region, kaum möglich. Natürlich ist ein wenig mehr (oder überhaupt ) Kundenkommunikation über soziale Netzwerke kein Allheil-Mittel. Die Neugründung eines Online-Shops auch nicht. Ein Arzt kann ein gebrochenes Bein auch nicht mit einem Pflaster heilen. Aber man müsste ja wenigstens ersteinmal hin zum Arzt. Oder wenn der schon da ist nicht behaupten, man sei gar nicht krank. Da drückt es im Schuh. Rechtzeig erkennen, dass etwas schief läuft ist eine Sache, es dann auch zuzugeben und nicht durch Einsparungen noch und nöcher sich versuchen künstlich am Leben zu halten bis die Insolvenz gleich ganz droht, die andere Sache.

Ein blanker Hohn sind dann die Pressemitteilungen als Nachruf und Abgesang für die gestorbene Firma.
"Vielen Dank an alle Kunden, die uns lange Jahre begleitet haben."

Ach ja? Mal ehrlich. Wäre das Unternehmen von Kunden begleitet worden, wäre es jetzt nicht tot.

Es müsste vielmehr heißen: "Wir schließen, weil wir Fehler gemacht haben." oder "Wir schließen, weil wir Sie nicht erreichen konnten." oder auch "Wir schließen, weil wir nicht bereit waren, unsere Struktur oder unser Marketing den neuen Gegebenheiten anzupassen."

Mir kann es inzwischen egal sein. Ich werde definitiv für Unternehmen aus dieser Region nichts mehr entwickeln und mir noch weniger den Kopf zerbrechen, wie man das Kind, welches in fast allen Fällen schon in den Brunnen gefallen ist, wieder herausholt oder wenigstens die Leine reicht.
Mir scheint, es würde sich nicht mehr lohnen.

In diesem Sinne, kommen Sie gut in diese Oktoberwoche.


//O.F.


(Siehe auch: Zeitung am Strelasund v. 15.10.2011)

Es ist übrigens ein Gerücht, dass wieder ein Yamaha-Vertragshändler mit Werkstatt in die Stadt kommt. Auch der alte Händler macht nicht wieder auf. Da jetzt auch mit Suzuki eine wichtige Marke fehlt, bleibt leider nicht mehr viel in der Stadt übrig für Zweiradfans.