Montag, 15. August 2011

Netzwerke - Oder ob Twitter und Google+ schon wieder tot sind...

Netzwerke sind, jedenfalls für mich, Fluch und Segen zugleich. Einerseits gehen in diese Netzwerke alle Posts hinein, die dann sofort von den Freunden gelesen werden. Andererseits kosten sie viel Zeit. Manchmal sind sie nur ein Intermezzo. Sind Netzwerke vielleicht schon tot, wenn sie geboren werden?

Intermezzo im Netzwerken

Die Herzensdenkerin Sandra, eine Bloggerin aus Marburg, deren Blogs ich sehr schätze, hatte kürzlich ein Intermezzo mit Google+. Nicht lange und so holprig, dass schon wieder Schluss ist. Ebenso ging es mir irgendwie mit MSN und dem kompletten VZ-Netzwerk und inzwischen bin ich sogar der Meinung, dass sogar Twitter schon ziemlich tot ist.

Zu Netzwerken habe ich schon immer ein sehr gespanntes und gespaltenes Verhältnis. Einerseits muss ich sie vollständig und regelmäßig nutzen. Ich brauche sie, um meine eigenen Artikel auf über 40 verschiedenen Blogs - oder anders ausgedrückt: Die Summe meiner geistigen Ergüsse aus 2 bis 6 Artikel täglich - schnellstmöglich an möglichst viele Menschen weiterzureichen. Je mehr, desto besser und im Idealfalle gleich alles. Diese Freunde in den Netzwerken werden dann "missbraucht" wenn diese auf den Artikeln auf Werbung klicken, von deren Einnahmen ich leben könnte, und wenn diese die Artikel auch noch mit ihren Freunden teilen. Und alles noch, bevor die Suchmaschinen kommen und die Artikel in die Serps ranken.

Andererseits hasse ich Netzwerke wie die Pest. Warum? Schlechte Erfahrungen durch Menschen, die Netzwerke als Hier-bin-ich-triff-mich-nimm-mich-Netzwerk verwenden. Grundsätzlich ist irgendwo immer eine Singelbörse und eine One-Night-Stand-Vereinigung dabei. Wenn man aber Netzwerke überwiegend beruflich nutzen will, kollidiert man dort dann leicht.

Das betrifft eben auch Google+ und meine Erfahrungen dort sind ähnlich der von eingangs erwähnter Sandra F. Wobei ich den Business-Aspekt von G+ dabei nicht außen vor lasse. Gerade für
Arbeitsgruppen halte ich Google+ für spannend und anwendbar. Ich hatte dazu ausführlich auf meinem Blog für Bewerbungs- und Karrieretipps Stellung bezogen.
Netzwerke werden in letzter Zeit immer schon in der Beta-Phase sehr hoch gelobt. Fast schon überirdisch, wie sich Fachpresse und Blogger bei Google+ und auch Diaspora überschlagen. Letzteres fand ich persönlich allerdings total misslungen. Derzeitig kommt auch Google+ nicht mit Facebook mit. Auch wenn Google jetzt Spiele hat sind die von Sandra beschriebenen Sparks (hab ich nie ausprobiert) und Circles (für mich die einzig gute Idee in G+) schon reichlich tricky. Die Videotelefonie in Hangouts ist eine gute Sache, doch unter Gmail schon lange als Videochat möglich, was ich mit meinen Freunden und Geschäftspartnern in Schweden regelmäßig nutze. Doch so oft bin ich bei G+ auch nicht mehr. Facebook eher selten, da sich dort bei mir nur die Freunde aus dem Reallife befinden, und deren Nachrichten bekomme ich per SMS und mit MSN hab ich schon gar nicht's mehr am Hut.
Verwunderlich ist die Enwicklung auf Twitter. Ralf Hedemann beschrieb es kürzlich sehr treffend in seinem Blog. Gelesen wird woanders. Retweets meiner Statusmeldungen bei Twitter kommen von anderen Usern meist so schnell, dass ich kaum glaube, dass diese den Artikel auf den ich verweise, auch wirklich gelesen haben könnten. Gleichzeitig gibt es nur noch wenige User, mit denen man wirklich kommunizieren kann. Natürlich lässt sich fast jedes Netzwerk mit fast jedem Telefon verbinden und notfalls auch per SMS posten, doch kaum einer der vielen Kontakte ist wirklich in der Lage, ernsthafte Kommunikation in Form von Antworten und Gespräche zu führen. Ausnahnmen bestätigen dabei die Regel doch tagsüber funktioniert der Vogel nicht mehr. Ist vielleicht etwas lichtscheu geworden der Vogel.

Nachts, wenn die Timeline leer ist, macht Twitter wieder Kommunikationsgezwitscher möglich. Erst kürzlich unterhielt ich mich via Twitter mit einer Bloggerin und Webdesignerin aus Stuttgart, welche ebenfalls von Schlaflosigkeit und maximalem Arbeitsvolumina geplagt war. Das sind aber die netten Ausnahmen und ich glaube auch, dass Twitter sich selbst tötet. Durch viele Selbsternannte SEO's und SEM's, unbedachtes ge-retweete der eigenen User und durch weiter fehlende Haptik im System. Vielleicht noch ein paar Jahre, dann geht es Twitter möglicherweise wie Yahoo? Kommt etwas besseres? Google+ ist es jedenfalls nicht.

Was sonst? Keine Ahnung. Brauchen wir Netzwerke überhaupt. Müssen wir anderen Menschen, die wir in Netzwerken doch gerne als Freunde bezeichnen und dabei doch gar nicht richtig kennen, mit jedem Müll vollspammen?
Ein ordentliches Mailverzeichnis würde es doch eigentlich auch machen. Oder einfach mal ein Telefonat? Mit jedem neuen "sozialem" Netzwerk stumpft man doch eigentlich sozial noch mehr ab.

Oder nicht?

//O.F.