Freitag, 23. September 2011

Facebook f8 - Die neue Datenkrake kommt

Facebook erfindet sich gerade neu und ändert mal wieder ziemlich viele Dinge. Für meinen Geschmack zu viele Dinge, so dass ich für mich selbst den Umgang mit Facebook überdenken werde. Die neue Datenkrake aus San Francisco will alles von seinen Nutzern wissen und alles verteilen. Auf Ewigkeit. Ohne mich.

Facebook erfindet sich neu

In den letzten Tagen vielen einigen Nutzern auf, dass geschützte Inhalte bei Facebook trotzdem an mehr Menschen verteilt wurden, als es den Usern lieb war. Über meine Skepsis gegenüber Facebook habe ich an verschiedenen Stellen schon recht oft geschrieben und ich muss auch hier wieder sagen: Irgendwie passt mir das Facebook immer weniger. Nicht nur die datenschutzrechtlichen Hintergründe und die Kompliziertheit der Privatsphäreneinstellungen sind mir eigentlich ein Dorn im Auge. Auch die neuesten Veränderungen, die Facebook noch "besser" machen sollen, stoßen bei mir persönlich nicht gerade auf Gegenliebe.

Facebook ist ein Staubsauger für allen erdenklichen Internetmüll seiner Nutzer und saugt alle Inhalte, die mehr oder weniger bewusst oder gewollt auf den Walls der User geteilt und geshared werden auf. Schon jetzt ist mein ganz privater Facebook-Account (nicht der, mit dem gezeichneten Profilfoto) schon alleine bei 35 echten Freunden aus dem Real-Live so mit geteilten Inhalten vollgestopft, dass man die Freunde eher lieber bearbeiten möchte. Bei meinem offiziellem Autoren-Account sieht es dagegen noch viel schlimmer aus. So schlimm, dass ich den nur noch ab und an mal benutze, denn Bilder und Statusmeldungen gibt es bei mir nur noch privat.

Da ich (leider) aus beruflichen Gründen auch noch einen weiteren Account in schwedischer Sprache betreiben muss, bin ich nunmehr auch gezwungen, mich mit den neuesten Veränderungen bei Facebook auseinander zu setzen. Viel Zeit wird dafür in den nächsten Tagen und Wochen investiert werden müssen. Zeit, die ich eigentlich gar nicht habe.

Ganz vorne auf meiner neuen Hassliste: Die Freundeslisten. Irgendwie haben die Circles bei Google+ schon nicht wirklich funktioniert. Jetzt kommt Facebook auch noch damit und man darf jetzt seine Freunde klassifizieren. Wir kennen ja die Werbung für ein griechisches Alkoholisches Getränk. "Für meine guuuuten Freunde."

Facebook-Chef Mark Zuckerberg präsentierte auf der aktuellen Entwicklerkonferenz zwei weitreichende Neuerungen, die zwar von offizieller Seite des Lobes voll, doch von kritischen Nutzern wie mir und tausenden anderen eher skeptisch betrachtet werden. Da wären zum einen die Timeline und eine veränderte und angeblich bessere Version von Open Graph. Die Timeline soll, so die Entwickler, das Geschehen und die Postings meiner Freunde besser darstellen als bisher und übersichtlicher sein. Gleichzeitig stellt die Timeline des einzelnen Nutzers auch im Grunde die Postings und aktivitäten der Nutzer als Lebensgeschichte da. Und das so ziemlich für immer. Auch, wenn es in den Privatsphäreneinstellungen eine Möglichkeit gibt, die Zugriffe auf ältere Postings zu beschränken, kann jeder nunmehr für einen gewissen Zeitraum Teil des eigenen Lebens werden, auch wenn er gar nicht dabei war. Eine, für mich explizit, schlimme Vorstellung.

Ich will keine Lebensgeschichte bei Facebook erzählen. Ich teile auch nicht die Bilder meiner Kinder dort. Ich nutze es (den ganz privaten Account) als Adressbuch und just-for-fun und die offiziellen Accounts als Business. Eingepflegte RSS-Feeds verschiedener Blogs, ausgewählte Tweets und Statusmeldungen.

OpenGraph wird nunmehr in der neuen Variante den Nutzer noch gläserner machen. Egal, wo ich mich einchecke, eine Karte stellt es da. Gut. Nun könnte ich sagen, dass ich auf ausgewählten Seiten auch Googles Latitude-Dienst benutze und die Nutzer dieser Seiten dort jedenfalls immer wissen, wo mein Android-Handy gerade herum liegt, doch so ganz will mir das auch nicht mehr gefallen. Netzmensch = gläserner Nutzer? Es hat schon ewig gedauert, bis ich mich für Foursquare begeistern konnte. Aber jetzt meinen Standort auch noch direkt via OpenGraph speichern lassen? Applikationen können eigenständig auf die Wall schreiben. Irgendwie können die das ja sowieso schon, doch Dank dieser neuen Version, wird man wieder daran erinnert, sich die zugelassenen Apps mal ganz genau anzusehen. Hier kann sicherlich etwas optimiert werden.

Ich glaube, es ist - jedenfalls für mich - Zeit für Konsequenzen. Facebook privat bleibt privat. Facebook als Business nur noch über Fanpages und als natürlich als Werbeträger nutzen. Nicht wenig Geld fließt monatlich zu Zuckerberg, damit meine Webseiten, Blogs, Bücher und sonstige Publikationen dort die größtmögliche und effizienteste Nutzeranzahl finden. Aber ein paar verbundene Applikationen wird es wohl in Kürze nicht mehr geben. Gekillt und gelöscht.

Vielleicht auch etwas weniger posten? Vielleicht. Alles teile ich sowieso nicht. Auch, wenn ich nachher zur Post muss um ein Paket abzuholen, wird davon nicht die ganze Twitter- und Facebookwelt erfahren.

Ganz so gläsern will ich eben doch nicht sein, wie Herr Zuckerberg sich das so vorstellt.


//O.F.